Querdenkern nicht auf den Leim gehen

Auch hier im Landkreis Karlsruhe sind Querdenker auf der Straße, in Facebookgruppen und Telegramkanälen aktiv. Viele von ihnen haben sich erst jetzt einer politischen Bewegung angeschlossen, viele kennt man von anderen Veranstaltungen.

Ähnlich wie Pegida tragen sie den Anschein von Bürgerlichkeit vor sich her und das Schlimme ist – zu viele kommen aus unserer Mitte. Aber sie haben sich außerhalb des „Systems“ gestellt, sind nicht mehr bürgerlich, verweigern anderen den Schutz ihrer Gesundheit, verachten demokratisch legitimierte Verfahren, in dem sie sie unterlaufen – z. B. in dem sie trotz Ausgangsbeschränkung nach 20 Uhr demonstrieren – oder weigern sich Demonstrationen anzumelden. Sie verbreiten Lügen über wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse, leugnen diese, erzählen bösartige Geschichten über andere Menschen, erfinden Verschwörungen, paktieren mit Antisemiten und alten und neuen Faschisten, verharmlosen das 3. Reich, den Holocaust oder die DDR-Diktatur und verhöhnen damit deren Opfer. Sie wähnen sich im Widerstand gegen eine Diktatur, die auf deutschem Boden lange schon überwunden ist, sie nehmen für sich in Anspruch, die Wahrheit gepachtet zu haben und machen wissenschaftlichen Diskurs verächtlich, weil sie ihn nicht verstehen. Sie sind nicht viele, aber sie sind laut. Und sie wollen nicht wissen, dass man eine Pandemie nicht dadurch bekämpft, in dem man sie ignoriert und nichts unternimmt.

Damit stellen sie den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Frage.

In diesen Krisen, die wir derzeit erleben, ist es überlebensnotwendig, dass wir zusammenhalten. Das wir solidarisch sind. Das wir loyal sind. Uns gegenseitig helfen und uns unterstützen. Das wir nicht bedingungslos vertrauen aber sachlich und entlang von Fakten die Maßnahmen der Politik hinterfragen. Dass wir darauf vertrauen, dass Wissenschaft vieles, aber nicht alles weiß und uns leitet – aber nicht dirigiert.

Es gibt viele Fragen, die es in diesen Tagen zu stellen gibt. Stellen wir sie. Denken wir an die, die keine Fragen stellen können, weil sie den Mut verloren haben oder sich eh nie zu Wort melden. Beantworten wir für uns selbst, ob wir unsere eigene Bequemlichkeit über das Leben anderer stellen wollen. Seien wir solidarisch, wir sollten nicht für den freien Zugang ins Urlaubsland oder zu IKEA kämpfen, sondern für gerechte Löhne, für Menschenrechte, für ein Bedingsloses Grundeinkommen, dafür, dass die Reichsten einen weitaus größeren Beitrag zur Bewältigung der Krise leisten können als die Ärmsten.

Fallen wir nicht auf Menschen herein, die die Demokratie beschädigen und jede böswillige Aktion mit Aufrufen zu Spenden an sie persönlich begleiten. Wohin all diese Gelder am Ende fließen – keine:r weiß es. Rechenschaft ablegen darüber tun sie nicht.

Denken Sie mit mir, mit uns weiter, über den Tag hinaus und daran, dass wir auch eine Klimakrise bewältigen müssen, die Krise des Sozialstaats nicht überwunden ist und die Pandemie offengelegt hat, wie schlecht unser Bildungssystem auf eine solche Situation vorbereitet ist.

Nur gemeinsam meistern wir die Krise. Gemeinsam sind wir nicht unausstehlich – sondern stark.